Millionen Kinder sind zu arm, um zur Schule zu gehen

Nigeria können zur Schule gehen.
Diese Kinder in Nigeria können zur Schule gehen. (Bild: Unicef)

Das Kinderhilfswerk Unicef hat herausgefunden, dass 58 Millionen Kinder auf der ganzen Welt nicht zur Schule gehen. Dabei würden sie sehr gern etwas lernen. Doch oft sind sie zu arm. Oder sie müssen arbeiten gehen. Eigentlich dürfte das gar nicht sein. Denn jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung.

Vielleicht bist du morgens manchmal genervt, wenn dein Wecker klingelt. Oder wenn deine Mutter ruft: „Aufstehen, du musst zur Schule!“ Bestimmt hast du oft keine Lust auf Hausaufgaben oder die Mathe-Arbeit. Doch es gibt sehr viele Kinder, die dich genau darum beneiden. Das liegt daran, dass diese Kinder nicht zur Schule gehen können.

Das Kinderhilfswerk Unicef hat untersucht, wie gebildet Kinder weltweit sind, und einen Bericht darüber veröffentlicht. Auf der Erde gibt es ungefähr 650 Millionen Mädchen und Jungen im Grundschulalter. 58 Millionen von ihnen gehen nicht zur Schule. Das sind fast so viele Menschen wie Italien Einwohner hat.

Bildung ist ein Menschenrecht

Diese Zahl ist sehr erschreckend, weil das eigentlich gar nicht sein dürfte. Denn jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Zumindest eine Grundbildung sollte jedes Kind kostenlos bekommen. Die Vereinten Nationen – das ist eine Organisation, zu der fast alle Länder der Welt gehören – hatten das als Ziel bis zum Jahr 2015 festgelegt.

Doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Im südlichen Afrika ist die Lage besonders schlimm. In manchen Staaten geht jedes zweite Kind im Grundschulalter nicht zur Schule. Und in Ländern wie Niger, Somalia und Mali besuchen Kinder im Durchschnitt nur ungefähr zwei Jahre die Schule. 130 Millionen Kinder können kaum lesen und rechnen, obwohl sie vier Jahre in der Schule waren.

Keine Zeit für die Schule

Unicef-Mitarbeiterin Helga Kuhn erklärt, warum viele Kinder nicht zum Unterricht gehen können: „Der Hauptgrund ist Armut.“ Die Kinder, die nie eine Schule besuchen, kommen aus sehr armen Familien. Das zeigt, wie stark Bildung und Reichtum miteinander zu tun haben. In manchen Ländern muss eine Schulgebühr bezahlt werden, aber ihre Familien können sich das nicht leisten. Oder sie haben kein Geld für die Uniformen, die an manchen Schulen Pflicht sind.

In vielen afrikanischen Ländern ist es außerdem so, dass die Kinder arbeiten gehen oder im Haushalt mithelfen müssen. „Da bleibt keine Zeit für die Schule“, sagt die Unicef-Expertin.

Gefährlicher Schulweg

Manchmal ist aber auch der Weg zur Schule zu weit oder zu gefährlich. „Das ist vor allem in Kriegsgebieten der Fall“, sagt Helga Kuhn. In Afghanistan oder Nigeria ist das zurzeit zum Beispiel so. Die Eltern haben Angst, dass Terroristen ihre Kinder überfallen könnten.
In vielen Regionen besuchen vor allem Mädchen selten die Schule. „Sie sollen sich um den Haushalt und später um die Familie kümmern“, sagt Helga Kuhn.

Wenn Kinder nicht zur Schule gehen, hat das schlimme Folgen – auch für die Wirtschaft des Landes. Ungebildete Menschen sind häufiger arm als gebildete. Studien zeigen aber auch, dass eine gute Bildung zu einem längeren Leben führen kann. Das hängt damit zusammen, dass gebildete Menschen besser über Krankheiten wie Aids Bescheid wissen.

Unterricht unter freiem Himmel

Unicef kritisiert in seinem Bericht auch die Zustände von vielen Schulen. „Oft fehlen Toiletten oder sauberes Wasser“, sagt die Expertin. Manchmal gibt es nicht einmal ein richtiges Gebäude. Dann unterrichten die Lehrer unter freiem Himmel – oder unter einem großen Baum. Und Bücher fehlen häufig auch. Das Problem, einen schweren Ranzen zu schleppen, kennen viele Kinder also gar nicht.

Von Kathy Stolzenbach