Für einen Tag ein Held sein

Für einen Tag ein Held sein
Unter dem schwarzen Helm steckt Isabelle, unter dem weißen ihr Vater Tibor. (Foto: Leister)

Wer auf einer Messe wie der Comic Con in Berlin herumläuft, könnte meinen, dass schon Karneval ist. Denn dort verkleiden sich viele Besucher – zum Beispiel als Roboter, Elfen, Bösewichte wie Darth Vader aus „Star Wars“ oder Superhelden wie Spiderman und Batman.

Ein Trend aus Japan

Der Verkleidungstrend heißt „Cosplay“ und kommt aus Japan. „Cosplay“ setzt sich zusammen aus den englischen Worten „costume“ und „play“ – übersetzt bedeutet das „Kostümspiel“. Anfangs verkleideten sich vor allem die  Fans von Manga-Comics und -Filmen als ihre bunten Lieblingsfiguren. Inzwischen suchen sich die Fans ihre Kostüme aus allen möglichen Filmen, Comics oder Computerspielen aus

Die Auswahl des Kostüms

Isabelle und ihr Vater Tibor sind Kylo Ren und ein Stormtrooper. (Foto: dpa)

Isabelle und ihr Vater Tibor sind Kylo Ren und ein Stormtrooper. (Foto: dpa)

Für die meisten ist wichtig, dass sie den Charakter, den sie spielen, richtig gut finden. Oft entdecken sie sogar Ähnlichkeiten zwischen sich und ihrem Helden. Die neunjährige Isabelle zum Beispiel ist als Bösewicht Kylo Ren aus „Star Wars“ verkleidet. Der wird schnell wütend und laut. Genau das gefällt Isabelle: „Der rastet immer so aus – der ist genau wie ich!“

An Isabelles  Seite steht ihr Vater Tibor (46), der als Stormtrooper verkleidet ist. Alle „Star Wars“-Teile haben die beiden gemeinsam gesehen. Die Comic Con ist für sie wie ein Familienausflug – nur aufregender.

Selbst gemachte Kostüme

Jens ist ein Ghostbuster. Der Protonenstrahler ist selbst gebaut. (Foto: Leister)

Jens ist ein Ghostbuster. Der Protonenstrahler ist selbst gebaut. (Foto: Leister)

Monique in ihrem selbst geschneidertem Star Wars- Kostüm. (Foto: Leister)

Monique in ihrem selbst geschneidertem Star Wars- Kostüm. (Foto: Leister)

Das Besondere am Cosplay: Die meisten Kostüme machen die Fans selbst. Sie schneidern, basteln, frisieren und schminken sich. Oft dauert es wochen- oder monatelang, bis ein Kostüm perfekt ist. Jens zum Beispiel ist als Geisterjäger aus dem Film „Ghostbusters“ unterwegs. Den Protonenstrahler auf seinem Rücken hat der Industriemechaniker selbst gebaut. Er sieht genauso aus wie das Original-Gerät aus den Filmen und macht sogar Geräusche. Dafür hat er mit seinen Freunden 80 Stunden pro Teil gewerkelt, verteilt über mehrere Wochen.

Viele Cosplayer werden zu Experten im Schneidern und Basteln. Die 26-jährige Monique hat mehr als 20 selbst gemachte Kostüme zu Hause. Inzwischen hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht: Früher war sie Verkäuferin, jetzt arbeitet sie als Schneiderin.

Treffen der Cosplayer

Cosplayer treffen sich auf Veranstaltungen wie der Comic Con oder auf Spiele-Messen wie der Gamescom. Einmal im Jahr findet der „World Cosplay Summit“ in Japan statt – so etwas wie die Cosplay-Weltmeisterschaft. Dort werden die besten Kostüme ausgezeichnet. Wer sein Kostüm gekauft hat, fliegt sofort raus. Die Kostüme müssen selbst gemacht sein. 22 Länder aus der ganzen Welt nehmen teil.

Von Annika Leister