Gab es den Stern von Betlehem?

Gab es den Stern von Betlehem?
EIn besonders heller Stern soll die Heiligen Drei Könige zum Geburtsort von Jesus geführt haben. (Foto: dpa)

Wird die Geburt von Jesus Christus nachgespielt, dann gehören auch die Heiligen drei Könige dazu. Ein Stern führte sie nach Jerusalem und von dort nach Bethlehem zu dem Kind. Doch gab es diesen Stern wirklich? Michael Geffert kann dazu etwas sagen. Er arbeitet als Astronom am Argelander-Institut der Universität in Bonn. Er ist also ein Fachmann für Planeten, Sterne und andere Himmelskörper.

Herr Geffert, kann es den Stern von Bethlehem gegeben haben? Oder hat sich jemand eine Geschichte ausgedacht, die über die Jahre immer weitererzählt wird?
Michael Geffert: Wir können heute nicht mit Sicherheit sagen, ob zur Zeit der Geburt Christi wirklich ein besonderer Stern am Himmel zu sehen war. Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums hat diese Geschichte von der Geburt Christi ja erst viele Jahre später aufgeschrieben. Manche Bibelforscher meinen sogar, dass er sich tatsächlich die Geschichte von dem Stern ausgedacht hat, um den Lesern deutlich zu machen, welches besondere Ereignis die Geburt Christi war. Trotzdem finden wir Astronomen es spannend, einmal zu forschen, ob es nicht vielleicht doch eine besondere Erscheinung zu der Zeit am Himmel gegeben hat.

Auf Bildern wird der Stern oft mit einem Schweif dargestellt. Handelte es sich bei dem Stern um einen Kometen?
Geffert: Ein Komet ist sicher die schönste Möglichkeit, sich den Stern von Bethlehem vorzustellen. Wir kennen das von vielen Bildern berühmter Maler. Ein Komet ist ein riesiger Brocken aus Staub, Gestein und Eis. Normalerweise aber ist ein Komet mit bloßem Auge nicht so lange am Himmel zu sehen, wie eine so lange Reise dauern würde, wie sie die Könige unternahmen. Und Fernrohre hatten die Menschen damals noch nicht.

Wird die Geburt von Jesus Christus nachgespielt, dann gehören auch die Heiligen drei Könige dazu. Ein Stern führte sie nach Jerusalem und von dort nach Bethlehem zu dem Kind. (Foto: dpa)

Wird die Geburt von Jesus Christus nachgespielt, dann gehören auch die Heiligen drei Könige dazu. Ein Stern führte sie nach Jerusalem und von dort nach Bethlehem zu dem Kind. (Foto: dpa)

Wenn es kein Komet war, was war es dann? War es eine Nova, also ein neuer Stern?
Geffert: Eine Nova oder eine Supernova ist ein Stern, der schnell sehr viel heller wird und dann als „neuer“ Stern am Himmel auftaucht, weil man ihn dann ohne Fernrohr sehen kann. Wir wissen, dass zum Beispiel schwere Sterne am Ende ihrer Entwicklung eine solche Explosion durchmachen. Aber so eine Erscheinung ist auch nicht über mehrere Monate so auffällig am Himmel zu sehen.

Sie sagen, es war vermutlich kein Komet und keine Nova. Haben Forscher dann eine andere Erklärung für den Stern von Bethlehem?
MichaelGeffert: In früherer Zeit haben Menschen den Sternen am Himmel noch eine ganz andere Bedeutung beigemessen als heute. Man beobachtete besonders, wie sich die Wandelsterne am Himmel bewegten. Das sind Planeten wie unsere Erde. Die Heiligen drei Könige waren vermutlich Experten der Himmelskunde. Es könnte sein, dass sie im Jahre 7 vor Christus beobachteten, dass Saturn und Jupiter sich am Himmel sehr nahe kamen.Vermutlich konnten sie sogar berechnen, dass dieses Ereignis noch zweimal in den nächsten Monaten passieren würde. Für sie war ein solches Ereignis, das vermutlich heute niemandem auffallen würde, etwas ganz Besonderes. Da die Sterndeuter bei Jupiter an einen König dachten und mit Saturn das Volk Israel gemeint sein musste, schlossen sie aus ihrer Himmelsbeobachtung, dass ein neuer König in Israel geboren sein musste. Sie trafen ihre Reisevorbereitungen und machten sich auf den Weg, um sich das Kind anzusehen.

Von epd