Kurz erklärt: Was bedeutet ein Maibaum in Köln?

Dünne Bäumchen mit buntem Schmuck: 1. Mai ohne Maibäume - kaum vorstellbar in Köln! (Foto: dpa)
Dünne Bäumchen mit buntem Schmuck: 1. Mai ohne Maibäume - kaum vorstellbar in Köln! (Foto: dpa)

Am 1. Mai wirst du sie wieder an vielen Häusern lehnen sehen: Bunt geschmückte Bäume, die Verliebte am Haus ihrer Auserwählten aufstellen. Was bedeutet ein Maibaum?

Meist sind die Maibäume lange Birkenstämme, die mit buntem Krepppapier umwickelt sind. Auch Maiherzen sieht man immer wieder. Das sind große, mit Papierrosen verzierte Papp-Herzen. Manchmal sieht man auch Herzen aus Reis, die auf den Bürgersteig oder vor eine Haustür gestreut wurden. Ein solches Herz wird hauptsächlich von Mädchen und Frauen gestreut, die damit jemand anderem ihre Zuneigung zeigen wollen.

Zeichen der Liebe

Vor allem in den Bundesländern Nordrhein Westfalen und Bayern werden heutzutage in vielen Gemeinden noch Bäume aufgestellt. Sie gelten als Zeichen der Liebe und des beginnenden Frühlings. Oft wird das Aufstellen der Bäume mit dem sogenannten „Tanz in den Mai“ verbunden. Um den Mai zu begrüßen, feiern und tanzen die Menschen dann oft die ganze Nacht lang. Doch warum ist das eigentlich so? Und wer stellt die Maibäume auf?

Woher kommt der Maibaum-Brauch?

Es gibt viele Geschichten rund um die Tradition der Maibäume. Im Harz in Deutschland wird zum Beispiel jedes Jahr am 30. April „Walpurgis“ gefeiert. Dann kommen Menschen aus allen Teilen Deutschlands und feiern gemeinsam die Walpurgisnacht. Die Frauen sind meist als Hexen verkleidet und es wird getanzt um die „bösen Geister“ zu vertreiben. Oft darf auch ein großes Lagerfeuer nicht fehlen. Über das Mai-Feuer springen die Verliebten gemeinsam, wenn es nicht mehr so hoch brennt.

Auch die Wikinger sollen schon vor mehr als 1000 Jahren in der Nacht zum 1. Mai den sogenannten „Thorsbaum“ aufgestellt haben. Dieser Baum war aus einem langen Holzpfahl gefertigt, der mit Blumen geschmückt war. Die Wikinger waren kriegerische Seefahrer und wollten mit dem „Thorsbaum“ ihre Stärke zeigen. Die Germanen – ein anderes altes Stammesvolk – sollen auch schon vor vielen hunderten Jahren den Mai-Brauch gefeiert haben. Sie stellten die Bäume zu Ehren ihrer Wald-Götter auf.

Wie wurde aus dem Brauch ein Symbol für die Liebe?

Die Maibäume werden oft bunt geschmückt. (Foto: Grönert)

Im Laufe der Zeit hat sich der Brauch ein wenig verändert. In Bayern wurde seit dem 18. Jahrhundert ein Baum aufgestellt, der zeigen sollte, dass Bayern ein selbstständiger Staat ist.

Aber auch hier im Westen Deutschlands hat sich eine Tradition entwickelt, die vor allem in den mittelrheinischen Gebieten bis hin zur Pfalz beliebt ist: Bei der sogenannten „Mailehe“ wurden Mädchen im heiratsfähigen Alter an junge, nicht verheiratete Männer „versteigert“. Es wurde also Geld für die jungen Frauen geboten, der Meistbietende hat dann gewonnen. Das Mädchen, das „ersteigert“ wurde, durfte sich dann entscheiden, ob sie den Gewinner der Versteigerung ablehnte oder ob sie mit ihm einverstanden war.

Entschied sie sich dafür, dem Werben des jungen Mannes nachzugeben, musste er ihr einen Maibaum unter das Fenster stellen. Die beiden jungen Liebenden haben sich meist noch dazu verpflichtet, ein Jahr lang nur miteinander zu tanzen – mit niemandem sonst. Manchmal hat ein „Mai-Pärchen“ nach dem Jahr sogar wirklich geheiratet.

Wie wird heutzutage der 1. Mai gefeiert?

Inzwischen kann man fertige Maibäume schon bei einem Händler kaufen. (Foto: Rakoczy)

Heutzutage stellen verliebte junge Männer Maibäume an die Häuser ihrer Angebeteten. Vor allem in ländlichen Gegenden gibt es diesen Brauch noch, aber auch in Städten sieht man immer viele Maibäume. Vor ein paar Jahren hat sich sogar noch ein neuer Brauch entwickelt: In jedem Schaltjahr – also alle vier Jahre, wenn der Monat Februar 29 Tage statt 28 hat – stellen vor allem Mädchen und junge Frauen ihren Liebsten einen Baum. Das heißt aber nicht, dass Männer in einem Schaltjahr keinen Baum stellen dürfen, die Mädchen wollen damit ein Zeichen setzen für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Und Spaß macht das Schmücken und Aufstellen eines Maibaums ja auch.

Möchte jemand einer anderen Person einen Streich zum 1. Mai spielen, kann er einen sogenannten „Schandbaum“ aufstellen. Diese Bäume sehen aus wie traditionelle Maibäume – nur dass sie statt mit Krepppapier mit Klopapier oder schwarzem Stoff geschmückt sind.

Was passiert mit den Bäumen, wenn der Mai vorüber ist?

Am 1. Juni werden die Maibäume wieder abgebaut. Das macht der Verliebte, der den Maibaum auch gestellt hat. Manchmal bekommt der junge Mann sogar eine Belohnung vom Vater oder von der Mutter der Auserwählten. Einen Kasten Bier zum Beispiel oder einen Kuchen. Der abgebaute Baum kann dann kostenlos bei einem Wertstoffhof abgegeben werden, wo er kompostiert wird. Oder aber man verarbeitet ihn zu Brennholz und wärmt sich dann im Winter am Kamin.

Von Carmen Herbort

 

Mehr zum Thema:

Das passiert im Mai in der Natur