So bereitet Köln sich auf Silvester vor

So bereitet Köln sich auf Silvester vor
Zehnmal so viele Polizisten werden im Einsatz sein - vor allem um den Hauptbahnhof. (Foto: dpa)

Die Kölner Silvesternacht. Wenn Erwachsene davon sprechen, dann meinen sie meist etwas anderes als Feuerwerk, Wunderkerzen und gute Neujahrswünsche.  Dann meinen sie etwas Schlimmes. Doch was genau ist passiert in der Silvesternacht vor einem Jahr? Und wie bereitet die Stadt Köln sich auf die Feiern 2016 vor? Das haben wir Hendrik Geisler gefragt. Er hat für den  Kölner Stadt-Anzeiger viel über die Ereignisse in der Silvesternacht berichtet.

Was ist in der Silvesternacht 2015 passiert?

Das Gedränge auf der Domplatte 2015 (Foto: dpa)

In der Nacht vom 31. Dezember 2015 auf den 1. Januar 2016 haben sich sehr viele Menschen am Kölner Dom und dem Platz vor dem Hauptbahnhof getroffen. Viele waren mit dem Zug aus dem Umland gekommen. Sie wollten feiern, haben viel Alkohol getrunken und Böller angezündet. An diesem Abend waren auch viele junge nordafrikanische Männer dort, einige von ihnen waren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Irgendwann kippte die Stimmung. Die Männer haben Frauen, die dort gefeiert haben oder in den Bahnhof wollten, umringt, bedrängt oder ihnen unter den Rock gefasst. Vielen Frauen haben sie auch das Handy oder die Geldbörse gestohlen. Die Frauen bekamen Angst, die Stimmung wurde immer angespannter. Dann wurden die Domtreppe und die Hohenzollernbrücke wegen Überfüllung gesperrt – und immer mehr Menschen drängten sich vor dem Hauptbahnhof. „Die jungen Männer haben gemerkt, dass ihre Taten keine Konsequenzen haben – und weitergemacht“, sagt Hendrik Geisler. Die Situation geriet außer Kontrolle.

Was hat die Polizei in dieser Nacht getan?

„An diesem Abend waren viel zu wenig Polizisten vor Ort“, sagt Hendrik Geisler. Nur etwa 150 waren für die Kölner Innenstadt im Einsatz, weitere im Kölner Hauptbahnhof. Diese Polizisten schafften es nicht, die Menge zu kontrollieren, die jungen Männer festzunehmen und sich um die Frauen zu kümmern. „Es sind an verschiedenen Stellen Fehler passiert“, sagt Hendrik Geisler. Die Polizisten hätten zum Beispiel früher merken müssen, dass etwas nicht stimmt und mehr Polizisten  zu Hilfe rufen können.

Wie ging es im Neuen Jahr weiter?

An Neujahr hat die Kölner Polizei zuerst behauptet, die Silvesternacht wäre friedlich gewesen. Es dauerte Tage, bis Polizei und Politiker sich äußerten. Dafür gab es viel Ärger, so musste zum Beispiel der Kölner Polizeipräsident seinen Job aufgeben. In den Wochen danach gab es mehr als 1200 Anzeigen gegen die Männer bei der Polizei. In mehr als 500 der Anzeigen ging es darum, dass Frauen körperlich bedrängt oder angefasst wurden.

Doch obwohl die Polizei mit besonderen Teams nach den Tätern suchte, wurden nur etwa zwanzig verurteilt. „Die Überwachungskameras um den Hauptbahnhof waren einfach zu schlecht“, sagt Hendrik Geisler. „Die Polizei konnte viele Straftaten nicht der richtigen Person zuordnen.“ Dazu kam, dass die Frauen die Täter oft nicht wiedererkennen konnten.

Wie bereitet sich die Stadt auf Silvester 2016 vor?

Mit acht Kameras wird der Platz vor dem Bahnhof jetzt lückenlos überwacht. (Foto: dpa)

Die Stadt Köln versucht alles, damit so etwas Schlimmes in diesem Jahr nicht wieder passiert. Schon in den Zügen Richtung Köln werden Polizisten kontrollieren. Insgesamt werden 1500 Polizisten, also zehnmal mehr als im Vorjahr, in der Innenstadt unterwegs sein. Dazu kommen weitere Polizisten im Bahnhof und Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen. Große Lichtmasten sorgen dafür, dass es keine dunklen Ecken gibt.

„Außerdem sind an zwölf Stellen rund um den Dom 25 neue Kameras montiert worden – und die machen richtig gute und super hochauflösende Bilder“, sagt Hendrik Geisler. Ein großer Bereich vor dem Bahnhof wird mit Gittern abgesperrt sein, betreten darf man ihn nur ohne Böller. Dort  wird es dann statt Feuerwerk eine Lichtershow und Musik geben. Und hoffentlich einen friedlichen Start in das Jahr 2017.

Von Angela Sommersberg