Auch du kannst Politik machen

Auch du kannst Politik machen
Liv und Moritz vom Jugendparlament bei einer Sitzung im Ratssaal in Leichlingen (Bilder: Britta Berg, Privat)

Im Mai waren in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen. Da wurden neue Vertreter für die Räte der Gemeinden und in manchen Städten oder Kreisen auch neue Bürgermeister und Landräte gewählt. „Na, und?“, denkst du vielleicht. Wählen darf man doch sowieso erst mit 16 Jahren. Und in den Rathäusern oder Kreistagen sitzen erwachsene Leute, die über erwachsene Themen sprechen und für Erwachsene Politik machen. Doch es geht auch immer wieder um Themen, die dich betreffen. Du kannst dich einmischen! Auch wenn du noch nicht wählen darfst, kannst du mitbestimmen.

In vielen Städten und Gemeinden gibt es nämlich Kinder- und Jugendparlamente oder Kinder- und Jugendforen. Dort können sich Kinder treffen und über Sachen in ihrer Stadt sprechen, die sie stören. Zum Beispiel, dass viele Autofahrer am Zebrastreifen nicht anhalten. Oder, dass die Spielplätze kaputt sind. Oder, dass es zu wenig Treffpunkte für Kinder und Jugendliche gibt. Jeder kann seine Beschwerden und Ideen einbringen. Die Ergebnisse aus den Diskussionen werden an die erwachsenen Politiker weitergegeben, die dann darüber beraten. Dieses System funktioniert in den unterschiedlichen Gemeinden immer ein bisschen anders.

Kinder wissen selbst, was für sie wichtig ist

In der Stadt Köln gibt es das Amt für „Kinderinteressen und Jugendförderung“. Die Leiterin, Dorothea John, und ihre Kollegen helfen Kindern, sich an der kommunalen Politik zu beteiligen. Sie können dich unterstützen, wenn du ein Jugendforum suchst. Du kannst dich auch einfach so mit Ideen an sie wenden. Außerdem organisiert das Amt die Spielplatz-Beteiligung: Wenn ein neuer Spielplatz gebaut oder ein alter umgebaut werden soll, können alle Kinder aus der Gegend ihre Meinung sagen. Der Spielplatz-Architekt berücksichtigt die Ideen. „Kinder haben oft Gedanken, auf die wir Erwachsene nicht kommen“, sagt Dorothea John. „Sie wissen selbst am besten, was für sie wichtig ist.“

Aber du kannst dich auch in Kinder- und Jugendverbänden an Politik beteiligen. In Köln gehören alle 22 Jugendverbände, wie die Falken oder die Pfadfinder, zum „Kölner Jugendring“. Sarah van Dawen ist die Vorsitzende. Sie sagt: „Wenn wir gemeinsam kämpfen, dann gibt es Verbesserungen. Das dauert zwar manchmal, aber es klappt.“ Vor der großen  Wahl im Mai konnten alle unter 16-Jährigen bei einer besonderen Kommunalwahl des Jugendrings teilnehmen. Und wenn es nach den Kindern und Jugendlichen gegangen wäre, hätten die Parteien SPD (28 Prozent) und Grüne (24,5 Prozent) die meisten Stimmen bekommen.

Wir haben drei Jugendliche aus der Region gefragt, wie und wo sie sich einmischen:

Liv aus Leichlingen (Bild: privat)

Liv aus Leichlingen (Bild: privat)

Liv (13), Kinder- und Jugendparlament Leichlingen

Beim Kinder- und Jugendparlament bin ich jetzt schon im fünften Jahr. Wir sind ungefähr 40 Mitglieder, alle zwischen neun und 18 Jahren. Wir haben vier Arbeitskreise, ich bin in dem für Öffentlichkeitsarbeit. Vor zwei Wochen haben wir mit den Politikern ein „Speed-Debating“ gemacht. Dort hatte jedes Kind die Möglichkeit, drei Minuten lang mit einem Kandidaten für das Bürgermeisteramt oder den Stadtrat zu sprechen, danach wurde gewechselt. So habe ich viele persönliche Sachen über die Politiker rausgefunden. In den letzten Jahren haben wir uns auch dafür eingesetzt, dass es an den weiterführenden Schulen mehr AGs gibt. Wir Kinder können wirklich was verändern – und werden von den Erwachsenen respektiert.

 

Elina aus Hürth (Bild: privat)

Elina aus Hürth (Bild: privat)

Elina (8), Bodelschwingh-Grundschule Hürth

Im ersten und zweiten Schuljahr saß ich im Schülerparlament in meiner Grundschule. Deswegen habe ich auch beim Kinder- und Jugendforum mitgemacht. Letztes Jahr haben wir dann Spielplätze in der Umgebung besucht und geguckt, ob sie in Ordnung sind. Die meisten waren okay, aber bei einem war die Schaukel kaputt und auf anderen gab es viele Wurzeln auf dem Boden. Das Kinder- und Jugendforum hat dem Bürgermeister dann präsentiert, wie die Lage der Spielplätze ist. Ob sich schon etwas verändert hat, weiß ich nicht. Im Schülerparlament sprechen wir aber auch über die Sauberkeit in den Toiletten oder das Schulessen.

 

Anna Laura aus Rodenkirchen (Bild: privat)

Anna Laura aus Rodenkirchen (Bild: privat)

Anna Laura (17), Jugendforum Rodenkirchen

Wir haben vor mehr als einem Jahr das Jugendforum Rodenkirchen gegründet. Wir sind acht Leute, alle zwischen 15 und 18 Jahren. Wir dachten uns: Der Seniorenvorstand darf auch an den Sitzungen der Politiker teilnehmen, aber wir jungen Leute sind nicht dabei. Aber wir haben doch auch was zu sagen. Uns Jugendliche beschäftigen schließlich andere Themen als die Erwachsenen. Aber welche, können Politiker ja nicht riechen. Bei den Sitzungen haben wir jetzt zwei Plätze, wir dürfen Vorschläge machen, aber nicht mit abstimmen. Im ersten Jahr haben wir uns dafür eingesetzt, dass Jugendliche legal Graffiti sprühen dürfen. Wir konnten uns durchsetzen! Bald wird es in unserem Bezirk eine „Hall of Fame“ geben – eine Wand, auf die Kinder und Jugendliche Graffiti sprühen dürfen.

 

 

Von Angela Sommersberg

Hast du auch Lust bekommen, dich politisch zu beteiligen? Dann frag doch einfach mal bei euch im Rathaus oder bei den Kinder- und Jugendverbänden.

WEITERE INFOS:

www.kijufo-koeln.de

www.koelner-jugendring.de

So erreichst du die Abteilung für Kinderinteressen:

Telefon: 0221/221-26012

sabine.enderlein@stadt-koeln.de